5 Fragen an Stephanie Bredau
Was macht die Architektur eines wohnvoll villages aus?
Wir bauen Immobilien mit einem gestalterischen Anspruch, mit höherwertigen Fassaden, die zum Beispiel geklinkert sind, mit nicht vorgesetzten, sondern ins Gebäude integrierten Balkonen. Wir planen möglichst große Fenster, um die Räume mit viel Licht auszustatten. Es sind kleinteilige Gebäude, von denen mehrere an einem Standort gebaut werden. Sie haben eine Außenanlage, die, wenn es geht, einen Innenhof bildet, einen Ort der Begegnung und Kommunikation. Wir schaffen dort Raum, um einen Teil unserer Freizeitaktivitäten wie Gärten und einen Hühnerstall anzubieten. Wir gehen davon aus, dass bei den Ansprüchen, die wir haben, auch die Umgebung von unseren Bauten profitiert. Der village-Gedanke wird das Quartier beeinflussen. Das wohnvoll village stellt im Kleinen schon selbst ein Quartier dar und soll das Areal drumherum bereichern.
Wie stark fließen die Bedürfnisse der Nutzer in den Entwurf ein?
Die Zielgruppe, für die wir bauen, sind noch mobile Menschen im etwas fortgeschrittenen Alter, bei denen das Wohnen im Vordergrund steht, mit der Sicherheit, dass man, wenn nötig, auf Pflege zurückgreifen kann. Viele sind alleinstehend, und da ist das Hauptthema dieser Zielgruppe: die Einsamkeit. Deshalb ist es unser Kernanliegen, die Menschen in Kontakt und Kommunikation zu bringen. Wir wollen Raum dafür schaffen und durch unser digitales Angebot auch die Möglichkeit, das zu organisieren. Im Erdgeschoss haben wir den Empfang, die Tagespflege und den ambulanten Dienst, es sollen aber auch Flächen für ein gastronomisches Angebot geschaffen werden. In den Etagen soll es Orte wie eine Bibliothek und möblierte Räume für gemeinsame Aktivitäten geben, sowie ein umfängliches betreutes Wohnen. Für die Tagespflege planen wir eine Zweitnutzung nach den Öffnungszeiten. Wenn sie abends schließt, wird alles gereinigt und dann kann man dort gemeinsam kochen, oder sportliche Angebote und Yoga nutzen.
Haben Sie sich besondere Designelemente einfallen lassen?
Es ist schon viel damit getan, wenn man überhaupt ein Design hat, denke ich. Wir erarbeiten mit Innenarchitekten ein einheitliches Konzept, wir überlegen, welche Farben wir nutzen, welche Möbel, ob ein Holzfußboden in einem solchen Betrieb dauerhaft funktioniert und was das mit dem Raumklima macht. Licht ist ein großes Thema. Wir wollen das Konzept zunächst ähnlich oder gleich überall umsetzen. Aber wenn Trends sich ändern, wird es auch angepasst. Es soll wiedererkennbar sein, sich aber auch weiterentwickeln.
Wie gelingt es, dass die Gebäude trotz des systemischen Bauens einen individuellen Charakter erhalten?
Unsere Grundstücke sind sehr individuell. Wir werden nicht immer zwei Quadrate oder eine L-Form auf jedes Grundstück bauen können. Wir haben zwar festgelegt, wie breit ein Gebäude sein müsste, um unser Konzept umzusetzen. Doch am Ende müssen wir schauen, wie wir unser Raumprogramm auf dem jeweiligen Grundstück unterbringen. Allein deshalb wird jedes Gebäude ein bisschen anders aussehen.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage. Warum haben Sie zur wohnvoll AG gewechselt und was haben Sie vorher gemacht?
Ich habe lange Jahre bei Generalunternehmen in der Umsetzung ganz unterschiedlicher Projekte gearbeitet, habe mich aber in den letzten Jahren intensiv mit Sozialimmobilien beschäftigt. Das ist einfach ein besonderes Themenfeld in der Architektur. Es hat hohe Anforderungen was das Baurecht und die Nutzung angeht. Die Bewohner haben besondere Anforderungen, an diese Gebäude und deren Bewegungsflächen. Der Anforderungskatalog ist lang, das macht es aber so spannend. Das Konzept der wohnvoll AG war für mich mehr als überzeugend und der Wechsel von der ausführenden zur auftraggebenden Seite hat mich gereizt.